30. Jan 16
Tucherschloss in Trümmern!
Das Patrizierschloss in der Nürnberger Hirschelgasse unweit des Laufer Tors, ein Kleinod aus der Frührenaissance, präsentiert heute als Museum originale Einrichtungsgegenstände und Kunstwerke aus dem Besitz der Familie Tucher.
Nun zeigt eine Ausstellung das Schlösschen in der Zeit zwischen Zerstörung während der letzten Tage des zweiten Weltkriegs und dem zwanzig Jahre nach Kriegsende gelungenen Wiederaufbau.
„Flachware" in Szene setzen
Für uns war es eine spannende Aufgabe aus den Reprints zahlreicher Schwarzweißfotografien und einigen wenigen Exponaten eine erlebbare Geschichtsdokumentation zu entwickeln. Auch im Hinblick auf die beengten räumlichen Gegebenheiten. Der eigentliche Ausstellungsort, die Eingangshalle des Schlosses bietet nur knapp fünfzig Quadratmeter Platz für Kreativität. Wir wollten in jedem Falle vermeiden den eindruckvollen Raum mit Kreuzgewölbe durch Ausstellungswände zu teilen, damit wäre unweigerlich viel von der Raumwirkung verloren gegangen.
Also teilten wir die Präsentationsflächen in vier Kojen mit jeweils im rechten Winkel über Eck gestellte Wandflächen. Jede Koje repräsentiert ein Themenfeld. Die Außenseite der Wände bieten dem Betrachter je nach Blickwinkel ein Ruinenbild auf beeindruckenden zehn Quadratmetern oder eine dreidimensional wirkende Szene der nordöstlichen Altstadt während des Wiederaufbaus - die sogenannte „Sebalder Steppe" bis hin zum Laufer Schlagturm.
Die Innenseiten der Kojen werden in unterschiedlicher Form „bespielt". Polygonal zugeschnittene Bildträger präsentieren Fotografien baulicher Details im originalen, zerstörten und wiederhergestellten Zustand. Eine im Raum schwebende Zeitachse zeigt die Stationen der baulichen Veränderungen. Originialpläne und Dokumente geben Einblick in die Anstrengungen und Bemühungen der Familie Tucher um den Wiederaufbau. Eigens für den Ausstellungszweck gestaltete Zeitungsseiten fassen die Reaktionen der lokalen Presse in dieser Zeit zusammen.
Das gesamte Ausstellungskonzept haben wir vorher mit einem realen Modell im Maßstab 1:10 visualisiert. Die Ausstellungsarchitektur, insbesondere die Platzierung der Wandflächen im Raum haben wir während der Konzeptphase in einem 3-D Modell entwickelt und vor allem die durch die getrennte Aufstellung der Wände entstehenden Blickachsen getestet. Es folgte eine reale Stellprobe in der Eingangshalle des Schlosses.
Die Umsetzung der im Modell gezeigten Gestaltungen bedeutete, dass nun ca. fünfzig Quadratmeter Wandfläche mit großformatigen Drucken kaschiert werden. Alle Fotodokumente wurden für eine brillante Bildwiedergabe farbkorrigiert und grafisch aufbereitet, auch um einen harmonischen Gesamteindruck zu erreichen.
Für die Konzeption, Gestaltung und Art der Präsentation erhielt das Ausstellungsteam schon in den ersten Tagen viel positives Feedback und schon bei der Ausstellungseröffnung waren viele Besucher überrascht, wie viel Information in den begehbaren „Trümmern" wertig präsentiert werden kann, ohne dass die Ausstellungsflächen optisch überladen wirken. Es entstand auf kleiner Fläche eine großartige Ausstellung mit hohem Informationsgehalt und überzeugender Gestaltung.
TUCHERSCHLOSS IN TRÜMMERN
noch bis 18. April 2016 im Tucherschloss,
Hirschelgasse 9-11, Nürnberg